Herkules Flieh – Teil 1


Hallo liebe Fortsetzungsgeschichten-Leser*innen,

hier beginnt nun also unser neues Projekt, und sicher seid ihr schon ganz gespannt. Gleich werdet ihr den berühmten Zirkusfloh Herkules kennenlernen! Doch damit nicht genug – ihr dürft auch selbst aktiv werden! Nach jedem Abschnitt der Geschichte geben wir euch ein paar Anregungen und Ideen, was ihr mit dem gelesenen Text anstellen könnt. Zum Beispiel eine eigene Fortsetzung schreiben oder ein passendes Bild gestalten. Vielleicht schreibt ihr uns einfach einen Brief, was euch gefallen hat oder was ihr selbst schon mal ganz Ähnliches erlebt habt…? Oder ihr bastelt uns etwas Lustiges zum Thema… Eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!

Wir freuen uns sehr auf eure Zusendungen, und werden diese (falls ihr einverstanden seid) auch gerne in der Murkelei ausstellen.

Ganz herzlich möchten wir uns bei Monika Obermeier bedanken, die uns die Geschichte von Herkules und Batty zur Verfügung gestellt und die Idee dieses Fortsetzungsprojekts ins Leben gerufen hat. Ein großes Dankeschön geht außerdem an Christian Schout für das Zeichnen der Comicfiguren!

So, nun aber viel Spaß beim Lesen…

Euer Team aus der Murkelei


1. Teil: Die Abenteuer des sehr berühmten Zirkusflohs

Was ich auf diesem Bild für Euch gemalt habe, ist meine erste Begegnung mit einer englischen Fledermaus. Habt Ihr mich schon entdeckt auf dem Bild?
Ich bin der, den die Fledermaus mit ihrem Flügel bedeckt, aber vielleicht nicht auf den ersten Blick zu finden, denn ich bin nicht sehr groß. Aber ich bin da, das kann ich Euch versprechen!

Mein Name ist Herkules Flieh und ich bin ein Zirkusfloh, ein ziemlich berühmter sogar in der Flohzirkuswelt, weil ich ganz weit springen und mich dabei um mich selbst drehen kann.
Ich war auch gerade dabei einen neuen Sprung auszuprobieren, habe 150 Flohschritte Anlauf genommen, bin abgesprungen und habe mich zweimal um mich selbst gedreht, als plötzlich eine Fledermaus von links angeflogen kam und mit ihrem Flügel an meine linke Schulter stieß. Dadurch hatte sich ihr Flügel in meinem linken Hosenträger verfangen und ich wurde unfreiwillig zu ihrem blinden Passagier. Alles ging so schnell und als ich endlich verstanden hatte, wieso ich nun meine Wiese plötzlich von oben sah, setzte sie zur Landung an und bremste stark ab, als sie kurz vor einem Ast war und setzte sich dort hin. Ich habe mir gesagt, Herkules, jetzt bloß nicht in Ohnmacht fallen.

Auch wenn ich den rasanten Flug nun überlebt hatte, lauerten ja noch zahlreiche weitere Gefahren, wie z.B. Gefressen-Werden oder Vor-Schreck-vom-Baum-Fallen. Ich hatte zwar noch nie gehört, dass Fledermäuse Zirkusflöhe fressen, aber man muss bei so etwas vorsichtig sein. Bis dahin hatte ich schließlich auch nur Fledermäuse getroffen, die rechts fliegen, wer konnte also wissen, was bei dieser hier noch so alles anders war als normal? Deshalb wollte ich gerade die Beine in die Hand nehmen und losspringen, aber da war ja noch die Sache mit dem Hosenträger! In diesem Moment inspizierte die Fledermaus ihr Fell und entdeckte erst meinen Hosenträger, woraufhin sie sehr verwundert dreinschaute, und schließlich: mich!

„Oh entschuldige bitte“, sagte sie mit einem mir unbekannten Klang in ihrer Stimme. „Ich habe Dich wohl im Flug aufgegabelt, das tut mir leid! Hast Du Dich verletzt? Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, rechts zu fliegen, wie es hier üblich ist, isnʼt it?“

„Hm“, habe ich gedacht, und dann „Hmmm“. Aber weil ich so was nie laut sagen würde, habe ich kurz überlegt und dann geantwortet: „Hallo kleine Fledermaus. Ja, in Deutschland ist es eigentlich schon so, dass alle Tiere rechts fliegen, sonst kennt sich ja keiner mehr aus. Aber wo kommst du denn her, dass du das nicht kennst und wie heißt du? Ich bin übrigens Herkules, Herkules Flieh. Ein sehr berühmter Zirkusfloh.“, fügte ich sicherheitshalber noch hinzu.

„Mein Name heißt [bætı blus] und ich komme aus England, und da fliegen alle links, und auch die Autos fahren auf der linken Straßenseite, weil sich sonst ja keiner mehr auskennen würde, isnʼt it?“
Isnʼt it? Links fliegen? Alle? Und was ist [bætı blus] für ein Name? Habe ich ja noch nie gehört! „Du [bætı blus]“, habe ich deshalb gesagt, kannst Du mir Deinen Namen mal in den Sand malen? Vielleicht verstehe ich dann ja besser!“ Das hat sie dann auch getan und als ich mir das eine kurze Weile angesehen hatte, sagte ich erleichtert:

„Ach so, du heißt Batty Bluse“, jetzt habe ich verstanden!
Aber sie sagte „Nein, ich heiße [bætı blus]. In England hat nämlich vor ca. 473 Jahren irgendjemand, der wahrscheinlich auf der Suche nach dem berühmten Wortschatz aus Frühengland war, eine Kiste voller ,e‘ gefunden, und weil er nicht wusste, wohin damit, hat er die ,e‘ einfach an irgendwelche Wörter drangehängt. Damit es keinen Ärger gab, und keiner sich an eine neue Aussprache gewöhnen musste, wurde beschlossen, dass das ,e‘ zwar geschrieben wird, aber nicht gesprochen. Ein bisschen kompliziert, isnʼt it? Für uns ist es aber ganz einfach, weil unsere Mamas und Papas uns erklären, wann man das ,e‘ spricht, und wann nicht. Und bei [blus] spricht man es eben nicht.“
„Oh Mann“, sagte ich dann, „das ist aber verwirrend, denn bei uns gibt es ein Wort, das schreibt man Bluse, spricht es auch so und das kann man sogar anziehen!

Aber gut, ich habe mir das gemerkt: Wenn ich deinen Namen ausspreche, sage ich [bætı blus], und wenn ich dir einen Brief schreibe, dann schreibe ich: „An Batty Bluse“, richtig?
„Genau! Also fast, denn Du kannst natürlich einfach [bætı] zu mir sagen. Ich kann Dich ja auch Herkules nennen, oder?“ „Na logo!“, antwortete ich.

Aber während wir so geplauscht haben, hing ich immer noch in ihrem Flügel fest und ich sagte, „Du [bætı], kannst Du mir mal bitte helfen, meinen Hosenträger aus Deinem Flügel zu befreien, meine linke Schulter ist schon ganz verbogen.“
„Oh, sorry, natürlich. Wieso trägst du denn eigentlich Hosenträger? Das habe ich ja noch nie gesehen!“

„Wir Zirkusflöhe tragen eigentlich alle Hosenträger, das ist so etwas wie unsere Berufskleidung“, habe ich geantwortet und ihr gleich auch noch ein paar andere Dinge erklärt, die viele nicht wissen. So wird immer erzählt, wir Zirkusflöhe würden in Streichholzschachteln schlafen. Das ist natürlich Quatsch, denn wir Flöhe schlafen überhaupt nie! Oder könnt ihr euch einen schlafenden Floh vorstellen?

Dann sagt Batty plötzlich: „Du Herkules, ich kann auch einen Tricks, soll ich dir den mal zeigen?“ „Klar“, habe ich geantwortet, Tricks sind immer gut zu kennen. „Also gut“, sagte sie. Dann setzte sie sich ganz aufrecht hin, schaute sehr konzentriert und feierlich drein, so als würde sie gleich hundert Wunderkerzen auf einem riesigen Geburtstagskuchen ausblasen und fing an zu husten. Sie hustete weiter und irgendwann klang es nach einer schlimmen Erkältung und ich fragte: „Hey [bætı], alles klar?“ Dann hat sie ein bisschen traurig geguckt und gesagt: „Oh Mann, es hat wieder nicht funktioniert!“ Ich verstand nicht sofort, was los war, oder viel mehr, was nicht los war und wohl besser los sein sollte und fragte deshalb vorsichtig: „Aber was denn? Was ist denn der Tricks?“ Und sie antwortet mit hängenden Schultern und einem traurigen Blick: „Ich will doch mal ein Drache werden und Feuer spucken. Dann kann ich auch im Zirkus auftreten, so wie du. Meine Mama hat immer gesagt, man kann alles werden, was man will. Und deshalb übe ich die ganze Zeit, Feuer zu spucken, aber irgendwie klappt das noch nicht so richtig.“

„Hm“, da musste ich erst noch mal überlegen, denn das schien mir tatsächlich ein schwerwiegendes Problem zu sein. Da ich in der Kürze der Zeit keine Lösung dafür fand, machte ich, was man in solchen Situationen verlegenheitshalber dann halt so macht: Alternativvorschläge! Damit die Situation nicht so ausweglos erscheint und keiner traurig ist. Und deshalb sagte ich: „Und was anderes willst Du nicht werden? Also Fledermauspostbotin zum Beispiel oder Fledermausfriseuse oder vielleicht Fledermausprofessorin für Sprachen des Vorderen Orients und Philosophie, die werden immer gebraucht.“

„Nein! Ich will nur ein Drache werden und Feuer spucken. Sonst gar nichts.“

So, Freunde der Bauecke und Bezwinger des kleinen Einmaleins, das war meine erste Begegnung mit einer englischen Fledermaus. Vielleicht habt Ihr noch nicht einmal eine deutsche Fledermaus gesehen, weil diese Tiere nur nachts unterwegs sind, wenn Ihr schon längst im Bett liegt, natürlich nachdem Ihr Zähne geputzt habt. Und ehrlich gesagt, hätte ich mich nach dieser Begegnung auch gerne kurz ausgeruht, immerhin hatte ich ja davor schon ziemlich viele Sprünge ausprobiert und dann diese Aufregung! Aber dazu kam es nicht, denn nachdem Batty mir geholfen hatte, meinen verhakten Hosenträger aus ihrem Flügel zu befreien, saßen wir noch eine ganze Weile zusammen und haben über alles Mögliche gequatscht. Wobei das mit dem Sitzen bei Fledermäusen ja auch so eine Sache ist, denn was bei uns Sitzen ist, ist bei denen Hängen. Deshalb habe ich es mir auf meinem riesigen Lieblingskieselstein bequem gemacht und sie hat sich an einen Ast über mir gehängt. Am Anfang war das natürlich schon komisch, dass man immer nach oben schauen muss, wenn man sich mit jemandem unterhält. Aber als Zirkusfloh muss ich mich immer ganz schnell an neue Sachen gewöhnen, sonst könnte ich ja niemals so viele verschiedene und komplizierte Sprünge machen, und so habe ich auch das leicht hinbekommen. Der Ast, an dem Batty hing, war von einem Kirschbaum und das war ziemlich praktisch, weil Batty von der langen Reise ziemlich hungrig war, und so nebenbei immer Kirschen essen könnte. Ich persönlich finde ja Kirschen nicht so wahnsinnig toll und vor allem unpraktisch, weil viel zu groß, aber ich sag immer: Jeder wie`s ihm schmeckt.

Jedenfalls saßen bzw. hingen wir zusammen und haben gequatscht. Und vielleicht geht es euch jetzt auch so wie mir damals, dass Ihr nämlich total neugierig seid zu erfahren, warum eine englische Fledermaus nach Deutschland fliegt?
Weil ich ein ziemlich direkter Floh bin, habe ich sie auch gleich gefragt: „Du [bætı], wieso bist Du denn eigentlich ganz allein nach Deutschland geflogen? Wo sind Deine Eltern? Woher kanntest Du den Weg? Und wie alt bist Du eigentlich?“

Ich weiß, dass man lieber nicht so viele Fragen auf einmal stellen sollte, weil es dann meistens auch mit den Antworten ziemlich durcheinander geht, aber bei dieser ganzen Aufregung konnte ich nicht anders.
„Das waren jetzt aber ganz schön viele Fragen auf einmal, isnʼt it? Aber ich will Dir gerne erzählen, wie es zu alldem kam…


Na, was meint ihr? Was wird Batty Herkules erzählen?
Wir sind gespannt auf eure Ideen…

Oder vielleicht kann jemand von euch schon ein bisschen englisch und möchte Batty mit einem kleinen Brief in Deutschland willkommen heißen? Das würde sie sicher freuen!

Und wer von euch hat Herkules schon unter Battys Flügel entdeckt? Wir können ihn gar nicht finden. Malt ihr uns einen Floh mit Hosenträgern in Vergrößerung?

Ganz egal, wie ihr kreativ werden wollt: Wir freuen uns auf eure Zusendungen, die ihr uns gerne zuschicken oder direkt bei uns in der Murkelei vorbeibringen könnt.

Ihr möchtet gerne mehr über Fledermäuse erfahren?

Interessante Infos findet ihr z.B. in diesem Buch:
Meine große Tierbibliothek: Die Fledermaus
ISBN 978-3-480-23622-0
Esslinger Verlag

Die Fortsetzung der Geschichte von Herkules und Batty lest ihr ab Mitte August hier.

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